Kulturzentrum Küfer-Martis-Huus, Ruggell

Tücher des Lebens 
4.10.2014 – 18.1.2015 
Installation von 
Gertrud Kohli


Das weiße Tuch ist in vielen Kulturen auf Grund seiner Verwendung als erste und letzte Körperhülle eng verbunden mit Geburt und Tod. Es symbolisiert Reinheit und die Verletzlichkeit des mensch­lichen Körpers. Gertrud Kohli bezieht sich in ihrer Installation bewusst auf diese Bedeutungsebenen. Die von ihr verwen­deten Leintücher stammen aus dem Nachlass der Familie ihres verstorbenen Mannes. Sie dienten über ca. 90 Jahre als Hülle und Schutz für die im Haus lebenden Menschen. In ihnen wurde geboren, gelebt, geliebt, gelitten, gepflegt, gebetet und gestorben. Im Jahr 2005 wurden sie von der Künstlerin für 5 Wochen an verschiedenen Orten an für die Öffentlich­keit nicht zugänglichen Stellen im Naturschutzgebiet des Ruggeller Riets installiert. Während dieser Zeit hat die Natur an den Stoffen gearbeitet und ihre Zeichen in sie eingeschrieben. Die Spuren erzählen vom stetigen Verwandlungs­prozess, den Natur und Mensch durch­laufen. Gertrud Kohli befasst sich immer wieder mit dieser Thematik. Sie stellte in ihren Arbeiten schon sehr früh Fragen nach dem aus dem Gleichgewicht geratenen Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Gleichzeitig hat sie sich immer wieder mit der Stellung der Frau in unserer Gesell­schaft auseinandergesetzt. Auch in diese Richtung sind ihre Arbeiten lesbar.

In der aktuellen Installation im Kulturtenn des Küefer-Martis-Huus sind erstmals alle vier Tücher ausgestellt. In ihrer Materialität und Thematik nehmen sie Bezug auf die Szenografie der Ausstellung ‹Aus Liebe Fremd›. Außerdem sind sie als direkte Reaktion auf die Ausstellung ‹Verwundung und Zuflucht› zu lesen, in der zwischen Februar und April dieses Jahres eine Auswahl von Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein zu sehen war, die sich mit Fragen der Differenz von intimen und öffentlichen Orten und des Zusammenspiels von Häuslichkeit und Außenwelt auseinandersetzten.

Gertrud Kohlis Installation ist hinterlegt mit einem akustischen Rahmen. Die Ruggeller Formation ‹Klanglabor› hat direkt im Ausstellungsraum eine Skulptur aus Tönen für die Installation eingespielt. 

Begleitprogramm zur Ausstellung mit Vorträgen, Filmvorführungen, Gesprächsabenden siehe www.kmh.li